Nachhaltige Schuhpflege – gewusst wie!
Wie sieht nachhaltige Pflege aus und was tue ich bei abgenützten oder schadhaften Sohlen?
Alpenverein Linz ALPIN 2023 Sommer
Was ist wichtig für den Bergschuh? Er muss gut passen, er muss stabil sein, er muss Halt geben. Gemacht für das Gelände, in dem ich unterwegs bin. Aus hochwertigen Materialien. Am besten nachhaltig produziert. So weit so gut. Doch dann kommt der Zeitpunkt, an dem ich meine Bergschuhe das erste Mal pflegen möchte.
Wie sieht nachhaltige Pflege aus und was tue ich bei abgenützten oder schadhaften Sohlen? Mit diesen Fragen begebe ich mich auf die Suche nach fachkundiger Auskunft. In der Linzer Bischofstrasse bin ich fündig geworden, dort besuche ich die Schuhwerkstätte von Siegfried Hain.
Meine erste Frage ist, wie ich meine geliebten Bergschuhe am besten pflege. Ich habe mir vorgenommen, nach dem Spaßfaktor für Schuhpflege erst am Ende unseres Gespräches zu fragen. Die Tipps sind einfach und klar: Zuerst die Schuhe mit einem feuchten Tuch von Schmutz befreien und dann geht es zur Pflege. Die Poren sind bei Nässe noch offen, also pflege ich die Schuhe, wenn sie noch feucht sind. Drei Varianten gibt es dafür. Glattleder benötigt hochwertiges Bergschuhfett. Gore-Tex Material erfordert besten Gore-Tex-Spray, damit die Membran nicht beschädigt wird. Damit Leder mit angerauten Oberflächen seine Samtartigkeit behält, greift man in diesem Fall auch zu einem Spray. Siegfried Hain rät von Bienenwachs ab, da es Lederporen verklebt. Anschließend kommen die Einlagen zur Belüftung heraus. Mein Abo einer großen deutschen Wochenzeitung bewährt sich ein zweites Mal, ich stopfe die Bergschuhe mit Zeitungsblättern aus. Der Schuhmacher rät zu hölzernen Schuhstreckern, damit die Form perfekt bleibt und Gehfalten verhindert werden. Das mit dem Schuhtrocknen beim Heizkörper vergesse ich ganz schnell. Bergschuhe werden bei mäßiger Raumtemperatur getrocknet.
Eine Freundin hat mich mit einer zweiten Frage auf den Weg geschickt. Wie kommt es zur gebrochenen Sohle ihres Bergschuhs? Was hat sie falsch gemacht? Herr Hain beruhigt, weil er erklärt, dass dies an den entschwindenden Weichmachern in der Sohle liegt. Nach Jahren wird eine (vor allem geschäumte) Sohle porös und bricht. Ist meine Freundin zu viel gewandert? Nein, hier ist der Zeitfaktor entscheidend. Das Ablaufdatum der Sohle. Was nun? Die Lösung ist nachhaltig: Der Schuh wird mit einer neuen hochwertigen Gummisohle versehen. Mit der richtigen Pflege des Obermaterials ist die Langlebigkeit garantiert. Nachhaltig also.
Angesichts der schuhmeisterlichen Anweisungen habe ich dann doch nicht mehr nach dem Spaßfaktor gefragt. Wie motiviere ich mich zur Schuhpflege nach jeder Bergtour? Das ist noch nicht ganz geklärt, aber ich habe eine Idee: die Vorfreude auf das lange Leben meiner Bergschuhe und die nächste Tour!